3,5 Punkte aus 4 Partien! Der indische Großmeister Sethuraman setzt seine Siegesserie beim WEISSENHAUS Young Masters fort. Nach seinem Schwarzsieg über Christian Glöckler führt er mit einem Punkt Vorsprung vor dem alleinigen Zweitplatzierten Marius Deuer das Feld an. Aus Sicht der Talente der WEISSENHAUS Chess Academy setzte Leonardo Costa das Ausrufezeichen der vierten Runde: Schwarzsieg über den Turnierfavoriten Pavel Ejanov.
Sethuraman siegt weiter, Deuer alleine auf Platz zwei

Nicht zu stoppen: Sethuraman hat sich nach vier Runden schon einen Punkt Vorsprung auf die Konkurrenz erkämpft. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Dass er Teil des Feldes ist, sei ein Zufall sagt Sethuraman. Als der 31-Jährige vor einiger Zeit seinen Turnierplan für die letzten Monate des Jahres schmiedete, hatte er WEISSENHAUS nicht auf dem Radar. Aber Deutschland. Sethuraman überlegte, Ende Oktober erneut an den Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften am Tegernsee teilzunehmen und diesen Wettbewerb mit ein, zwei weiteren Turnieren in Mitteleuropa zu verbinden. Nur für ein Turnier nach Deutschland zu fliegen, lohne sich nicht.
Der Inder nahm Kontakt zu Akademiedirektor Sebastian Siebrecht auf, der auch Turnierdirektor am Tegernsee ist. So habe sich die Möglichkeit ergeben, am WEISSENHAUS Young Masters teilzunehmen, eine Chance, die Sethuraman gerne nutzt. Der Ort, den er als Freestyle-Zuschauer kannte, sei besonders und das Feld der Gegenspieler attraktiv. Den Ausflug nach Ostholstein wird er mit einem nach Hamburg zur ChessBase-Zentrale verbinden, um dort einen Kurs aufzunehmen.
“Ich mag es, gegen starke Youngster zu spielen”, sagt Sethuraman. Das Feld in WEISSENHAUS repräsentiere die generelle Tendenz, dass Schach immer jünger wird. Sethuraman zitiert lachend Magnus Carlsens Devise: “Besiege sie, solange sie jung sind.”

71…Tb2, aus: Es droht …Lf4+ nebst …Th2#, außerdem hängt der Sb3.
Gegen den zwölfjährigen Christian Glöckler ging dieser Plan auf – trotz erheblicher Gegenwehr des Youngsters. In der Increment-Phase schickte sich Glöckler sogar an, die bis dahin für ihn kritische Partie zu drehen. Aber dann ließ er seine Freibauern zu ungestüm laufen, und schließlich verfing sich sein König im Mattnetz, das Sethuraman geknüpft hatte.

Christian Glöckler (vorne) schaut beim Leonardo Costa und Pavel Eljanov rein. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Leonardo Costa hat die zwei Niederlagen vom Vortag offenbar verdaut. “Solide spielen”, war sein Plan gegen Turnierfavorit Pavel Eljanov, der sich ausgangs der Eröffnung etwas Druck und etwas Raum erarbeitete, ohne in die Nähe von Greifbarem zu kommen. “Mein Eindruck ist, ich habe das ordentlich verteidigt”, sagt Costa.
Teil der Geschichte der Partie ist, dass Eljanov in seinem Siegeswillen noch Chancen kreieren wollte, als er besser beraten gewesen wäre, eine Punkteteilung anzustreben. Nach und nach übernahm Costa das Kommando und führte das Endspiel bei beiderseits knapper Zeit zum Sieg. Der Modus, 90 Minuten/Partie plus 30 Sekunden/Zug, mache es sehr schwierig, solche Endspiele sauber zu führen. “Alle leiden darunter”, sagt Costa, der nie zuvor einen höher bewerteten Spieler als Ejanov besiegt hat.
Nun freut sich der 16-Jährige nach zwei Niederlagen am Stück über den “Selbstbewusstsein-Boost” nach diesem Viertrundensieg. Auf GM-Norm-Kurs sei er mit nun zwei Punkten deswegen noch nicht, aber wieder in einer Position, die Möglichkeiten eröffne.

Marius Deuers Caro-Kann hat gegen Kaido Kulaots einen weiteren Test bestanden. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Marius Deuer, der andere GM-Norm-Kandidat, liegt nach einen Schwarzremis gegen Kaido Kulaots einen halben Punkt vor Costa. Sollte Deuer nach dem Turnier feststellen, dass ihm ein halber Punkt fehlt, es könnte der aus der vierten Runde sein. Kulaots wird Deuers Remisangebot im 31. Zug sehr gerne angenommen haben.

Die Schlussstellung der Partie von Kaido Kulaots gegen Marius Deuer.
Hussain Besou wollte mit Weiß gegen Sune Berg Hansen erkennbar mehr als den halben Punkt, den er bekam. Der Däne, drei Remis, eine Niederlage, hat sein unmittelbares Turnierziel vorerst erreicht: “Ein Desaster vermeiden.” Im fortgeschrittenen Alter von 53 gingen Partien leichter verloren als früher, sagt er.
Andererseits baut Hansen darauf, bei der einen oder anderen Gelegenheit sein Plus an Erfahrung in Punkte umsetzen zu können. Gegen den 40 Jahre jüngeren Besou war es die Zähigkeit und solide Verteidigung eines erfahrenen Großmeisters, die Besou das Durchkommen verweigerte. Die Partie mündete in ein ausgeglichenes Endspiel, das nur remis enden konnte.

Desaster vermeiden, Erfahrungsvorteil in Punkte umsetzen: Bislang geht der Plan von Turniersenior Sune Berg Hansen auf. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Mit seinem ersten Sieg im Turnier hat sich Benedict Krause ins Quartett derjenigen mit 50 Prozent geschoben. Mit komfortablem Spiel war der Lokalmatador aus der Eröffnung gekommen. Im Mittelspiel war Bauer gezwungen, einen Springer für zwei Bauern und etwas Spiel gegen den schwarzen König zu geben. Dieses Spiel versiegte nach und nach, bis schließlich ein für Weiß verlorenes Endspiel auf dem Brett stand.
“Ich kann 2600-Leistungen spielen”, sagt Krause. Zwar habe er “nicht mehr die Vorbereitung von vor fünf Jahren”, auch nicht das Trainingsvolumen, aber als Außenseiter sieht sich Krause nicht. “Ich kann hier mithalten.”

„Ich kann 2600-Leistungen spielen“, sagt Benedict Krause. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy