Entscheidung vertagt, es gibt einen Showdown beim WEISSENHAUS Young Masters. Tabellenführer Sethuraman (6,5 Punkte aus 8 Partien, remis gegen Benedict Krause) und Verfolger Pavel Eljanov (5,5, Sieg über Christian Glöckler) treffen in der neunten und letzten Runde aufeinander. Mit einem Sieg kann Eljanov seine Aufholjagd krönen. Nach Punkten würde er mit Sethuraman gleichziehen und nach Wertung sogar das Turnier gewinnen.
Eljanovs Aufholjagd: Showdown gegen Sethuraman
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Pavel Eljanov versuchte von Beginn an in jeder Partie, Chancen zu kreieren und startete doch rumpelig in den Wettbewerb. Aber seine Aufholjagd inklusive eines Siegs über Christian Glöckler beschert ihm in der letzten Runde einen Showdown um den Turniersieg. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Aus dem Trio der Talente, das um eine GM- bzw. IM-Norm kämpft, ist vor der letzten Runde ein Einzelkämpfer geworden. Hussain Besou (3,5 Punkte) braucht in der letzten Runde einen halben Punkt, um die IM-Norm zu schaffen.
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Kaido Kulaots geht Magnus Carlsen aus dem Weg, damit der Norweger nicht seine Bilanz gegen ihn aufpolieren kann. Hussain Besou wird er sich zum Abschluss des WEISSENHAUS Young Masters zum Kampf stellen. Der 13-Jährige braucht ein Remis gegen den 35 Jahre älteren Großmeister, um seine zweite IM-Norm zu schaffen. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Leicht wird das nicht. Besou bekommt es mit jemandem zu tun, der sogar gegen Magnus Carlsen eine positive Bilanz hat. Auf sein 3,5:2,5 aus 6 Partien gegen Carlsen angesprochen, verweist Großmeister Kaido Kualots in aller Bescheidenheit darauf, dass diese sechs Partien ja schon einige Jahre zurückliegen. Und fügt lachend hinzu: “Heute versuche ich, Carlsen aus dem Weg zu gehen, damit er nicht seine Bilanz gegen mich aufpolieren kann.”
Aus Sicht der Normkandidaten war die Achtrundenpartie zwischen Hussain Besou und Leonardo Costa die entscheidende. Costa musste gewinnen, um im Rennen um eine GM-Norm zu bleiben, und Besou sollte nicht verlieren, um für eine IM-Norm nicht in der letzten Runde gegen Kulaots gewinnen zu müssen.
Zwischen dem 13- und dem 16-Jährigen entspann sich eine ruhige Partie auf Augenhöhe, die stets in der Nähe des Ausgleichs blieb. Bis ins Endspiel drückte eher Besou, ohne entscheidend durchzubrechen. Zwar gelang es dem Jüngeren, ein Turmendspiel mit Mehrbauer herauszuholen, aber der Mehrbesitz war akademischer Natur – remis, Costas erstes im Turnier, gleichbedeutend mit dem Aus in Sachen GM-Norm.
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Hussain Besou gegen Leonardo Costa, aus Sicht der Talente die zentrale Partie der achten Runde. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Dieses Aus ereilte auch Marius Deuer. 1,5 Punkte aus 2 Partien fehlten Deuer zur GM-Norm. Nach einer Niederlage mit den schwarzen Steinen gegen Sune Berg Hansen war das Ziel außer Reichweite. Hansen hatte schon zu Turnierbeginn zwar festgestellt, er stehe schachlich nicht mehr im Saft, plante aber, seinen Erfahrungsvorsprung speziell gegen die Talente in den einen oder anderen vollen Punkt umzumünzen.
Gegen Deuer gelang ihm das. Als erster Weißspieler testete Hansen nicht das Caro-Kann des 16-Jährigen, sondern lockte ihn auf einen mit Stolperfallen gespickten Nebenweg im symmetrischen Englisch. Deuer strauchelte, handelte sich früh Probleme ein, verteidigte sich zwar zäh, aber Hansen zog die Sache mit der Routine und Präzision eines 70-fachen Nationalspielers durch.
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Mit der Routine eines 70-fachen Nationalspielers: Sune Berg Hansen. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy
Beide GM-Norm-Kandidaten haben keinen Grund, sich zu grämen. Ohnehin war klar, dass eine GM-Norm in einem derart starken Feld viel schwieriger zu erzielen ist als anderswo. Ein starkes Turnier gespielt haben beide trotzdem, unabhängig vom Ausgang der letzten Runde. Deuer war zeitweise sogar einziger Verfolger des einsam führenden Sethuraman, und beide haben bislang eine großmeisterliche Performance von deutlich über 2500 gespielt.
Ein Comeback nach seinem rabenschwarzen Donnerstag feierte Christian Bauer. Das Großmeisterduell gegen Kaido Kulaots entschied der Franzose souverän für sich.