Nationalmannschaft in da house!

Trainingswoche beim Hamburger SK

Nationalspieler bereiten sich auf die Schacholympiade vor

„Ich wüsste nicht, wann wir in Deutschland zuletzt so eine Generation hatten, mit der wir wirklich etwas reißen können.“ Das sagt Bundestrainer Jan Gustafsson über seine Nationalmannschaft. Die deutsche Garde der Hochbegabten steht jetzt vor einer gewaltigen Herausforderung. Am 10. September beginnt in Budapest die Schacholympiade, und das bedeutet für Keymer & Co. zwei Wochen Wettkampf mit den Besten der Welt.

Ob sie dort wirklich etwas reißen? Leicht wird es nicht, möglich ist es. Die WEISSENHAUS Chess Academy trägt dazu bei, dass die Hoffnungsträger Schachdeutschlands bestens präpariert in den Kampf ziehen. Vom 3. bis 10. Juli bereiten sich die Nationalspieler im Schachzentrum des Hamburger SK auf die Schacholympiade vor. Die WEISSENHAUS Chess Academy unterstützt diese Trainingseinheit.

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Im Shirt der WEISSENHAUS Chess Academy: Die Nationalspieler (von links) Dmitrij Kollars, Matthias Blübaum, Frederik Svane und Alexander Donchenko mit Bundestrainer Jan Gustafsson vor dem Schachzentrum des Hamburger SK. | Foto: Johannes Feise/Hock+Partner

Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen schon ein Trainingslager in Magdeburg mit Vincent Keymers Coach Peter Leko absolviert. Das war ihr nicht genug. Die Spieler wünschten sich weitere intensive Einheiten, um im September für die großen Gegner gewappnet zu sein. Aber allein fehlten ihnen die Möglichkeiten.

Dmitrij Kollars, Nummer zwei der deutschen Rangliste, fragte Akademiedirektor Sebastian Siebrecht, ob die WEISSENHAUS Chess Academy helfen würde. Nach Rücksprache mit Akademiegründer Jan Henric Buettner gab Siebrecht grünes Licht. „Dass unsere Nationalspieler die Initiative ergreifen, finde ich großartig. Das zeigt, wie wichtig ihnen der gemeinsame Erfolg ist“, erklärt Buettner. „Natürlich helfen wir.“

Die Spieler hatten sich gewünscht, eine Woche lang intensiv miteinander arbeiten zu können. Siebrecht verpflichtete Jan Gustafsson als Begleiter des achttägigen Trainings. Gustafsson, einstiger WM-Helfer von Magnus Carlsen, koordiniert und unterstützt als Bundestrainer ohnehin die Vorbereitung der Mannschaft. Bei der Schacholympiade wird er als Kapitän des Teams an der Seite seiner Nationalspieler sein.

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Bretter raus, Notebooks raus, los geht’s: (von links) Alexander Donchenko, Matthias Blübaum, Frederik Svane und Dmitrij Kollars bei der Schacharbeit. | Foto: Johannes Feise/Hock+Partner

„Jede Einheit bringt uns weiter“, sagt Gustafsson zu diesem spontanen Extratraining. Die Nationalspieler Dmitrij Kollars, Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Frederik Svane werden im HSK-Schachzentrum jeden Tag mehrere Stunden an ihrem Schach feilen. „Das wird jedem Einzelnen helfen, das wird uns auch als Team weiter zusammenschweißen“, sagt Gustafsson.

Vincent Keymer wird nicht mit von der Partie sein. Der 19-Jährige, deutsche Nummer eins und viertbester Junior der Welt, hat gerade erst mit Peter Leko ein individuelles Trainingslager im WEISSENHAUS an der Ostsee beendet. Jetzt sammelt er Kraft für den unmittelbar bevorstehenden Wettbewerb. Ab dem 13. Juli trifft Keymer im Supergroßmeisterturnier des Bieler Schachfestivals auf starke Konkurrenz, darunter der indische Wunderknabe und WM-Kandidat 2024 Praggnanandhaa (18).

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Gemeinsames Mahl am Rande des Trainingslagers: (von links) Jan Henric Buettner, Vincent Keymer und Peter Leko. | Foto: privat

Aus Sicht der Akademie fügt sich die Trainingswoche in Hamburg in den großen Plan, das deutsche Spitzenschach in Zusammenarbeit mit dem hanseatischen Traditionsklub so stark wie möglich zu machen. „Zum eigentlichen Standort WEISSENHAUS ist dank der Kooperation mit dem HSK jetzt Hamburg als weiteres Leistungszentrum gekommen. Insofern passt es wunderbar, dass unsere Besten vor der Schacholympiade unter dem Dach des HSK miteinander trainieren“, sagt Siebrecht.

Der prestigeträchtige, alle zwei Jahre ausgetragene Wettbewerb gilt als die eigentliche Weltmeisterschaft der Nationalmannschaften. Rund 3500 Spielerinnen und Spieler plus Begleiter werden ab dem 10. September in Budapest zum großen Nationenwettkampf des Schachs antreten. Erwartet werden jeweils mehr als 180 Mannschaften im offenen und im Frauenturnier.

Die deutsche Nationalmannschaft gilt als eine der hoffnungsvollsten seit langem. Hinter dem sportlichen Anführer Vincent Keymer tummelt sich eine Reihe junger Hochbegabter, die ebenso wie Keymer ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben. Schon im vergangenen Herbst wäre die von Jan Gustafsson betreute Großmeisterriege beinahe Europameister geworden. Hauchdünn wurde Deutschland Zweiter, einen Feinwertungspunkt hinter den punktgleichen Serben.

Eine solche Platzierung zu wiederholen, wird bei der Schacholympiade nicht unmöglich sein, aber sehr schwierig. Wer im Wettstreit mit der versammelten Weltelite aufs Treppchen will, braucht kollektiv Galaform und dazu ein wenig Glück. Vorjahressieger Usbekistan mit einer jungen Mannschaft um den Nationalhelden Nodirbek Abdusattorov wird versuchen, den Coup von 2022 zu wiederholen, ist aber auch nicht Topfavorit. Diese Bürde tragen die Inder mit drei Top-Ten-Spielern, darunter WM-Herausforderer Gukesh. Auch die Eloriesen aus den USA oder aus China (mit Weltmeister Ding Liren) dürfen sich Chancen auf Gold ausrechnen. Norwegen (mit drei St.-Pauli-Spielern) wird mit G.O.A.T. Magnus Carlsen zwar am ersten Brett am besten besetzt sein, gilt aber nicht als Medaillenkandidat.

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G.O.A.T. Magnus Carlsen gilt mit seinen norwegischen Wikingern bei der Schacholympiade nicht als Favorit für einen der ersten Plätze. Beim durchweg sehr stark besetzten chinesischen Team um Ding Liren wird viel davon abhängen, ob der Weltmeister seine Form und Gesundheit zurückfindet. | Foto: Lennart Ootes

Von Conrad Schormann

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