Offene Internationale Bayerische Meisterschaft am Tegernsee:

Großmeisternorm für Marius Deuer!

„Ich bin sehr stolz auf meine Leistung“

Marius Deuer hat bei den 27. Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften (OIBM) am Tegernsee seine erste Großmeisternorm geschafft. Unbesiegt absolvierte der 16-Jährige die neun Runden, bewies in Duellen gegen starke Großmeister Raffinesse, Nervenstärke sowie Ausdauer und stand am Ende mit 7 Punkten und einer 2635-Performance auf dem 4. Platz unter gut 550 Spielerinnen und Spielern.

„Der Weg zur ersten Norm war sehr hart. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht“, sagte Deuer gegenüber dem Deutschen Schachbund. „Aber jetzt, wo es geklappt hat, bin ich natürlich umso glücklicher. Ich bin sehr stolz auf meine Leistung.“

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Marius Deuer im WEISSENHAUS-Dress am Tegernsee. | Foto: Sandra Schmidt

Keine zwei Wochen nach den WEISSENHAUS Young Masters waren mit Leonardo Costa (16) und Arian Alloussi (8) zwei weitere Weissenhaus-Talente am Tegernsee Teil des Feldes. Costa, der bereits eine Großmeisternorm geschafft hat, freute sich während des Wettbewerbs, dass die neue Weltrangliste am 1. November ihn erstmals mit einer Elo über 2500 führt, dem Wert, den ein Spieler erreichen muss, um Großmeister werden zu können.

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In der Region, in der es um Großmeisternormen geht, ist Arian Alloussi (8) noch nicht angekommen. Vom Tegernsee bringt er rund 27 Elopunkte mit heim nach Berlin, außerdem einen Sonderpreis als jüngster Teilnehmer, verliehen von Turnierdirektor und Akademie-Direktor Sebastian Siebrecht. Rechts im Bild: Alfred Schattmann (90), ältester Teilnehmer der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft. | Foto: Sandra Schmidt

Jetzt fehlen Costa noch zwei Normen zum Titel. Am Tegernsee, wo der Bundesligaspieler des Hamburger SK lange im Gleichschritt mit Deuer marschiert war, machte in der siebten Runde eine umkämpfte Niederlage gegen den indischen Großmeister Venkataraman Karthik die Hoffnung auf die zweite Norm zunichte.

Costa nahm es mit Fassung. „Ich ärgere mich ein bisschen, aber ich werde noch viele Chancen bekommen“, sagte er direkt nach der Niederlage im Gespräch mit Schach-YouTuber Gunny. Neben dem Titel sei sein Ziel, eine Elozahl über 2600 zu schaffen. Costa betonte, wie wichtig und hilfreich die Unterstützung der WEISSENHAUS-Akademie auf seinem Weg ist.

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Auch Marius Deuer spielte gegen Venkataraman Karthik eine Schlüsselpartie des Turniers. Deuer gelang es in der vierten Runde, den Inder zu besiegen, ein verdienter Schwarzsieg, war doch Deuer durchgehend am Drücker gewesen, gleichwohl etwas glücklich. Ganz am Ende hatte sich Karthik in ein Damenendspiel gerettet, das zwar am seidenen Faden hing, das aber eine Maschine gehalten hätte. Der Inder fand nicht den schmalen Pfad zur Punkteteilung. Nach diesem Sieg war Deuer mit 4/4 gestartet und auf Kurs.

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Am Ziel noch lange nicht. Die zweite Schlüsselpartie spielte Deuer in der neunten und letzten Runde. Er traf auf den mit 2647 Elo topgesetzten Deutschen Meister Dmitrij Kollars. Für Deuer galt, dass er nicht verlieren darf, um seine erste GM-Norm zu erzielen, während Kollars davon ausgehen musste, dass er nur mit einem Sieg über Deuer das Turnier gewinnen kann.

Dieser explosiven Ausgangslage wurde Kollars mit einem frühen Bauernopfer für freies Spiel gerecht. Deuer befreite sich, indem er den Bauern zurückgab, um die schwarze Aktivität einzudämmen – erfolgreich, aber die Partie verflachte. Schon nach gut 20 Zügen stand ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett, in dem für beide Seiten keine Siegperspektive zu finden war. Nach 25 Zügen einigten sich die beiden auf Remis. Damit hatte Marius Deuer seine erste GM-Norm geschafft.

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Letzte Runde, es geht um GM-Norm und/oder Turniersieg: Marius Deuer vs. Dmitrij Kollars. | Foto: Sandra Schmidt

Zwei weitere sollen folgen. Den Großmeistertitel wolle er unbedingt schaffen, sagt Deuer. Dank eines kräftigen Elogewinns von knapp 20 Punkten steht er in der Weltrangliste jetzt ganz knapp unter den dafür erforderlichen 2500. Schon in den kommenden Tagen nimmt der 16-Jährige einen neuen Anlauf. Bei der stark besetzten Europameisterschaft ab dem 8. November in Montenegro wird Deuer die nominelle Nummer 120 eines knapp 400-köpfigen Feldes sein, das um den Europameistertitel und die Qualifikation für den World Cup (und damit den WM-Zyklus) kämpft.

In Montenegro kommt es zu einem Wiedersehen mit Dmitrij Kollars, der ebenso wie alle anderen Nationalspieler (außer Vincent Keymer) am Start ist. Matthias Blübaum, Frederik Svane, Rasmus Svane und Alexander Donchenko werden wie Deuer Teil der 21-köpfigen deutschen Delegation sein.

Von Conrad Schormann

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