Auftakt des WEISSENHAUS Young Masters

Leonardo Costa und Hussain Besou siegen

„Bin glücklich, dass ich hier spielen kann“

Die Könige müssen sich im “Boardroom” des Schlosses vorerst hinter den Buben einreihen. Leonardo Costa und Hussain Besou sind die ersten Spitzenreiter beim WEISSENHAUS Young Masters. Costa besiegte Benedict Krause, Besou Christian Glöckler. Die anderen drei Partien endeten remis.

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Gastgeber Jan Henric Buettner (hinten, Mitte) hatte am Freitag ein Freestyle-Match zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana unmittelbar vor dem WM-Match angekündigt. Am Samstag eröffnete er die erste Runde im Schloss WEISSENHAUS. | Foto: Sandra Schmidt

“Ich bin glücklich dass ich hier spielen kann. Viele GM, viele IM, sehr starke Gegner”, schwärmt Hussain Besou. Der Umstand, dass derart großkalibrige Gegenspieler die angepeilte IM-Norm schwierig machen, stört ihn nicht. “Ich versuche es, aber wenn ich es nicht schaffe, ist das nicht schlimm.” Den wahren Wert dieser Prüfung sieht der 13-Jährige darin, Praxis gegen starke Titelträger zu bekommen.

“Gegen Pavel Eljanov spielt man schließlich nicht jeden Tag”, sagt Besou. Tatsächlich wird der Ukrainer mit seinen 2672 Elo der nominell beste Gegner sein, mit dem es das Ausnahmetalent je zu tun bekommen hat. “Eine Supergelegenheit, Erfahrung zu sammeln.” Der Besousche Schlachtplan für die Begegnung in der dritten Runde steht weitgehend, aber wird natürlich nicht verraten.

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Hussain Besou freut sich auf die Begegnung mit Pavel Eljanov. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy

In der ersten Runde, eröffnet von Gastgeber und Akademie-Gründer Jan Henric Buettner, trafen erst einmal die beiden besten 13-Jährigen des Landes aufeinander. Nominell sind Besou und Christian Glöckler etwa gleichauf, beide sogar unter den Weltbesten des Jahrgangs 2011. Nach IM-Normen liegt Glöckler mit zweien vor Besou, der bislang eine geschafft hat. Aber im direkten Vergleich vor einigen Monaten im Grenke-Open triumphierte Hussain Besou.

“Das geht gut los hier”, kommentierte Besou nach der Partie, in der er Glöckler die Revanche verwehrte. Die Eröffnung, Damengambit, sei überraschend gekommen. “Ich hatte mit Nimzo-Indisch gerechnet.” Aber auch im Damengambit ließ sich der Plan verwirklichen, es ruhig angehen zu lassen und zu “gucken, was passiert”. Besous Expansion am Königsflügel begegnete Glöckler mit einem Zugeständnis, fand in der Folge nicht das erhoffte Gegenspiel und geriet mehr und mehr ins Hintertreffen.

Weniger glatt lief es lange für Leonardo Costa, der den Giuoco pianissimo spielte wie ein fortissimo. In Sekundenschnelle stellte der 16-Jährige seine ersten 16 Züge aufs Brett, wo er sich eine schwarze Dame-Läufer-Batterie baute, die Einschläge am weißen Königsflügel zumindest ankündigte. Im 17. Zug schließlich steckte Costa erstmals eine Viertelstunde Bedenkzeit rein – und dann eine Figur ins Geschäft, der angekündigte Einschlag.

Aber Benedict Krause verteidigte sich präzise, gab eine Qualität zurück, hatte damit der schwarzen Stellung das Potenzial für taktische Überfälle genommen. Mit zwei Figuren gegen einen Turm konnte Krause bis zum 50. Zug trotz zweier Minusbauern zeitweise von mehr träumen. Dann entglitt ihm infolge einer misslungenen Sequenz das Geschehen, und nach 57 Zügen hatte Costa gewonnen.

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Würde der Trick 55.Txh3 funktionieren, Weiß wäre der Rettung nahe. Aber der Trick scheitert an 55…The7 matt! Deswegen wäre es im Zug vorher besser gewesen, mit dem König nach e8 zu gehen. 54.Ke6? war der letzte Fehler einer unglücklichen Sequenz.

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Leonardo Costa (rechts) setzte sich nach langem Kampf gegen Benedict Krause durch, hier beobachtet von Sune Berg Hansen. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy

Der Turnierfavorit Pavel Eljanov muss sich für den Auftakt mit einem halben Punkt begnügen. Mit den schwarzen Steinen wollte er erkennbar mehr als das (“Ich hatte diese Sizilianisch-Vorbereitung und dachte, ich probiere es aus”), aber auf der anderen Seite des Brettes ließ Christian Bauer nichts anbrennen. Gegen den Elokönig von Weissenhaus zu spielen, habe seine Partie nicht beeinflusst, sagt Bauer. “Ich habe die Züge gemacht, die zur Stellung passten.”

Gewinnen will Eljanov das Turnier trotz des halben Punkts zum Auftakt. “Darum bin ich hier.” Zu diesem Hauptgrund kommen andere Aspekte: Neben der Freude am Wettkampf mit interessanten Gegenspielern reizte Eljanov die Perspektive, das sich zum Schachzentrum mausernde Schloss WEISSENHAUS kennenzulernen.

Hinsichtlich einer Bewertung der “Buben” hält sich König Eljanov bedeckt. Leistungsentwicklung und Potenzial junger Schachspieler seien kaum stichhaltig einzuschätzen und vorherzusagen. “Ich war als Jugendlicher in der Ukraine einer von vielen, habe nie etwas gewonnen.” Niemand hätte ihn damals als jemanden eingeschätzt, der alle anderen überholt, als 27-Jähriger bis auf Rang 6 der Weltrangliste und mit 30 auf Elo 2765 klettert.

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„Als Jugendlicher nie etwas gewonnen“: Turnierfavorit Pavel Eljanov. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy

Die Großmeister Sune Berg Hansen und Kaido Kulaots hatten einander vor ihrer Partie ausgiebig beschnuppert. Schon beim Abendessen am Tag zuvor hatten sie einander gegenübergesessen. Beim Mittagmahl setzten sich die beiden sich sogar zu zweit an einen separaten Tisch. “Normalerweise mache ich das vor Partien nicht”, sagt Kualots. Aber Hansen sei ein freundlicher Mensch, und die Partie habe gezeigt, dass Freundlichkeit am Mittagstisch und Härte im Wettkampf zwei Paar Schuhe seien.

“Ziehen ohne Nachdenken, dass passiert mir speziell in der ersten Runde häufig”, haderte Hansen mit einem Fehler, der wie ein natürlicher Zug aussah, den aber Kualots taktisch zu widerlegen vermochte. Danach kämpfte der Däne ums Überleben. “Zwei Bauern und etwas Kompensation” habe er für die verlorene Figur bekommen, sagte Hansen, glaubt aber, dass seine Stellung fast verloren war. “Aber am Ende war eher ich derjenige, der sich in eine Zugwiederholung gerettet hat”, erklärt Kualots, nachdem er den Faden verloren hatte.

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Die wilde Partie endete friedlich: Sethuraman und Marius Deuer. | Foto: WEISSENHAUS Chess Academy

Großmeister Sethuraman kombinierte Alexei Schirows alte Anti-Caro-Kann-Waffe mit einer Neuerung, die Marius Deuer arg zu denken gab. Im entstehenden Durcheinander behielt Deuer die Übersicht, hatte aber bald eine Stunde weniger Bedenkzeit als sein Gegner auf der Uhr. “Für mich war es dann wie Schnellschach”, sagt Deuer, der auf eine positionelle Partie gehofft. Vielleicht hätte er mit etwas mehr Zeit auf der Uhr nach Wegen fahnden können, wie aus dieser Partie mehr als ein kaum gefährdeter halber Punkt zu holen gewesen wäre.

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